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Ein Elternteil, meistens die Mutter, bringt Kinder in eine neue Ehe mit. Es gibt auch die Situation, in der ein Vater die Kinder in eine neue Verbindung mitbringt, dies ist aber deutlich seltener der Fall. Wenn ich hier von der Frau oder Mutter spreche, meine ich damit ausdrücklich auch die Väter, die in der gleichen Situation sind.
Aus den Märchen kennen wir die "böse Stiefmutter", lesen aber kaum von einem Stiefvater. Heute haben Stiefeltern den negativen Ruf abgelegt und die Verhältnisse haben sich umgekehrt. Meistens lebt nach einer Trennung die Mutter mit ihren Kindern und einem neuen Stiefvater zusammen. Während die "böse Stiefmutter" im Märchen meistens nach dem Tod der Mutter ins Haus kam (Scheidungen waren damals nicht üblich), ist die Situation für die Kinder heute anders: In der Regel haben sie neben der Mutter und dem Stiefvater weiterhin einen leiblichen Vater. Durch die Trennung der Eltern haben sie nun zwei Familien zu denen sie gehören: die des Vaters und die der Mutter.
Die Zahl der Adoptionen in Deutschland ist deutlich rückläufig und hat im Jahr 2009 mit insgesamt 3888 einen erneuten Tiefststand erreicht. Damit setzte sich die Entwicklung der letzten Jahre fort: Allein seit 2004 ist die Zahl der Adoptionen um 23% gesunken, gegenüber 1994 sogar um 54%.
2002 gab es 5668 Minderjährigenadoptionen. Davon wurden 3117 Stiefkindadoptionen gezählt.
Bei 3888 Adoptionen im Jahr 2009 waren davon 2011 Stiefkindadoptionen.
185 Kinder wurden durch Verwandte adoptiert, 1 692 Kinder durch nicht verwandte Personen.
Die Zahl der Stiefkindadoptionen ist also höher als die der "echten" Adoptionen, aber ebenfalls in der Zahl rückläufig. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
Fast alle dieser Stiefkinder hatten weiterhin beide leibliche Eltern. Sie besaßen zwei Großelternpaare. Durch die Adoption wird ihnen die Verwandtschaft nicht nur zum leiblichen Vater, sondern auch zu den Großeltern und allen anderen Verwandten aus der entsorgten Familie genommen.
Beschäftigt man sich mit dem Schicksal der "echten" adoptierten Kinder, so fällt bald auf: Fast alle diese Kinder wollen eines Tages wissen "Wer sind meine richtigen Eltern?". Dies macht uns deutlich, dass Kinder nicht nur zu Eltern, bei denen sie leben, eine Beziehung haben. Genauso haben sie eine tiefe Bindung zu ihren leiblichen Eltern, selbst wenn sie diese sie noch gar nicht kennen. Diese Kinder suchen nach ihren Wurzeln, ihrem Ursprung, nach ihrer Identität.
Genau die gleiche Bindung erleben auch Kinder, die durch eine Trennung nicht mehr mit beiden Eltern zusammen sein dürfen. Ob sie diese Bindung auch leben können, liegt jedoch vor allem an dem Verständnis der getrennten Eltern für die Bedürfnisse ihrer Kinder.
Keines der Trennungskinder hat gewollt, dass die Eltern auseinander gehen. Für jedes dieser Kinder ist es ein Schock, wenn es von der anstehenden Trennung erfährt. Dies ist für Eltern in der Trennungssituation häufig nicht wichtig. Im Vordergrund steht viel zu oft die Auseinandersetzung mit dem früheren Partner, in dem gerne auch das Kind als Waffe im Trennungskrieg eingesetzt wird. In der Regel fällt die Entscheidung, dass das Kind bei einem der Partner lebt, der andere Partner wird zum Besuchselternteil herabgesetzt
Zieht der Elternteil, bei dem das Kind lebt, mit einem neuen Partner zusammen, entsteht die Stieffamilie. Das Kind lebt nun zwar wieder mit einer Mutter und einem Vater zusammen, jedoch mit einem gravierenden Unterschied zu seiner Ursprungsfamilie: Es hat nun einen Elternteil mehr, meist neben der Mutter einen weiteren Vater. Viel zu häufig versuchen nun die Mutter und der Stiefvater, eine klassische Familiensituation zu schaffen, in der kein Platz für den getrennten Vater vorhanden ist. Es wird um Besuchszeiten gekämpft, es wird um Geld gestritten. In dieser Situation geben bereits viele Väter auf: Obwohl sie ihre Kinder lieben, lassen sie den Kontakt abbrechen. Kommt auf diese Väter die Frage nach einer Adoption durch den Stiefvater zu, willigen sie oftmals ein. Dabei spielen auch die eingesparten Unterhaltszahlungen eine Rolle. Gerne übersehen wird jedoch die Rolle, in der sich der entsorgte Vater nun wiederfindet: Er liebt seine Kinder und bekommt nun stundenweise vorgeschrieben, wie oft er Vater sein darf. Er muss die Kinder nach der Besuchszeit bei seiner Exfrau und seinem Nachfolger abliefern, selbst wenn seine Kinder ihm sagen, dass er sie nicht verlassen soll. Er muss immer wieder erleben, dass ein anderer Mann nun seine Rolle in der Familie übernommen hat. Um sich dieses Leiden zu ersparen, zieht er mit der Zustimmung zur Adoption einen vermeintlichen Schlussstrich. Irgendwann, aber nun zu spät, stellt er fest, dass er mit der Zustimmung zur Adoption die Bindung zu seinen Kindern nicht verloren hat - genauso wenig wie seine Kinder die Bindung zu ihm verlieren.
Diese Form der Adoption ist ständig praktiziertes Unrecht. Selbst wenn der Vater sich zurückgezogen hatte, kein Richter sollte die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen einem Vater und einem Kind zerschneiden, solange auch nur der kleinste Hauch einer Hoffnung besteht, dass beide irgendwann einmal wieder zueinander finden.
Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, warum eine Stiefkindadoption erfolgen müsste. Das moderne Namenrecht erlaubt die verschiedensten Namen bei einer Familie: Die klassische Form, alle Mitglieder besitzen den gleichen Namen oder Elternteile führen einen Doppelnamen oder beide Eltern führen weiter ihre ursprünglichen Namen. Sollte die Mutter dem Beispiel von Bundeskanzler Schröder folgen und vier mal heiraten, könnte sie jedes Mal die Kinder umbenennen lassen. Dabei wird ignoriert: Ein Kind hat eine eigene Identität. Zu dieser gehören der eigene Name und die tatsächlichen Eltern. Mit einer neuen Ehe der Mutter wird die bisherige Identität nicht aufgehoben. Der Vater wird nicht aus der Biographie gelöscht, sondern das Kind erhält einen weiteren Elternteil hinzu, den Stiefelternteil. Durch eine Adoption wird die Biographie des Kindes nachträglich auf dem Parier geändert. Dies verstößt eklatant gegen die Interessen des Kindes, dessen Anspruch auf eine eigene Identität ignoriert wird.
Ein Stiefvater beweist nicht durch eine Adoption, sondern im Alltag, dass er das Stiefkind liebt.
Äußerst bedenklich ist eine häufig übersehene Auswirkung der Stiefelternadoption: sie nicht mehr rückgängig zu machen. Die Scheidungszahlen in Deutschland steigen immer weiter an. Heute wird jede dritte Ehe geschieden, in Großstädten bereits jede zweite Ehe. Nochmals deutlich über dieser Häufigkeit liegen Scheidungszahlen bei Zweitehen. Es gibt Schätzungen, nach denen jede dritte Adoption scheitert, d.h. bei jeder dritten Adoption wollen entweder ein Adoptivelternteil oder ein Adoptivkind die Adoption rückgängig machen. Ein Kind kann nach heutigem "Recht" von seinem Vater getrennt werden. Nach einer Stiefelternadoption bleibt es aber mit dem Adoptivvater untrennbar verbunden.
So absurd es auf den ersten Blick erscheinen mag: Einem leiblichen Vater, der das Kind groß gezogen hat, kann man sein Kind wegnehmen. Einem Adoptivvater aber nicht.
Auf dieser Seite beschäftige ich mich mit einer besonderen Form der Adoption, der Stiefkindadoption. Sie ist etwas gänzlich anderes als die "klassische" Adoption, bei der Kinder neue Eltern bekommen, weil sie diese bisher nicht präsent sind.
Die Stiefkindadoption ist ein Verstoß gegen die Rechte der Kinder auf ihre eigene Identität!
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